„An der Digitalisierung müssen alle partizipieren können. Es ist Aufgabe des Staates alle mitzunehmen“
Zum 2. Digitalen Seniorenstammtisch begrüßte die Landtagsabgeordnete Anette Moesta
zum Thema „Digitalisierung soll dem Menschen dienen“ jüngst Prof. Dr. Elisabeth Jünemann,
Sozialethikerin und Mitglied im Ethikrat „Digitalisierung“ der Stadt Paderborn.
„Heute nicht digital zu leben ist keine Option“, so die These von Prof. Jünemann, denn im Alltag, im
sozialen und wirtschaftlichen Bereich werden überall digitale Medien genutzt. Dies betrifft den Alltag
aller Menschen, ob bei Bankgeschäften, beim Einkaufen oder im Umgang mit Behörden.
Digitalisierung ist zum einen eine technische, anderseits aber auch eine gesellschaftliche Frage. So
stellen sich durch die Digitalisierung eine Reihe von sozialen Fragen.
Die Menschen haben beim digitalen Fortschritt eine gemischte Gefühlslage, die sich im Rahmen von
Befragungen zeigt: So sind 90 % der Menschen der Auffassung, dass Digitale Technologien heute aus
den meisten Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken sind und 81 % der Befragten geben an, dass
sie dank digitaler Technologien einen besseren Kontakt zu Freunden und Familienmitglieder haben.
Gleichzeitig betonen aber auch 87 %, dass man nicht alles digitalisieren muss und 70 % haben Angst
davor zum gläserneren Bürger zu werden, über den der Staat alles weiß.
Prof. Dr. Jünemann legte dar, dass Digitalisierung bedeutet, ein analoges Medium in ein digitales zu
überführen und die Personen, die das digitale Medium nutzen, wollen dies frei und verantwortlich
tun können. Deshalb muss Digitalisierung gerecht sein, d. h. autonom und verantwortlich, damit alle
daran teilhaben können. Ängste müssen genommen und Angebote auf unterschiedlichen Ebenen
gemacht werden, um die Menschen heranzuführen und mitzunehmen. Hierzu bedarf es
staatlicherseits sozialer Rahmenbedingungen.
Im Rahmen der Diskussion stellten sich dann auch Fragen wie: inwieweit sind ältere Menschen mit
digitalen Geräten ausgestattet oder kann sich jeder diese Geräte überhaupt jeder leisten? Einig war
man sich allerdings darüber, dass es eine Übergangszeit von analog zu digital geben muss, um die
Menschen mitzunehmen. Unabhängig davon muss die digitale Kompetenz gefördert werden, nicht
nur bei den Senioren.
„Es war ein gelungener Austausch mit vielen Ideen, der aber zeigt, dass es nicht nur eine
Transformation in den Unternehmen geben muss, sondern in der gesamten Gesellschaft. Hier muss
das Land Rheinland-Pfalz mehr tun, um alle Menschen die Chance auf Teilhabe an der Digitalisierung
zu geben. Wenn die Menschen kein Gesicht mehr in einer Verwaltung haben, wird die Distanz zu
unserem Staat noch größer. Wir müssen prüfen, wieviel Digitalisierung sinnvoll ist und wieviel wir
wollen“, so Anette Moesta MdL.